Der rote Frosch: Glow Up eines Mainzer Wahrzeichens

Firmensignet, Mainzer Wahrzeichen, Industriedenkmal, Leuchtreklame, Werbeskulptur, Kunststoffplastik
All das und noch viel mehr repräsentiert der 3, 80 Meter hohe, aus Glasfaser-Polyester gefertigte rote Frosch des Mainzer Traditionsunternehmens Werner & Mertz. Wir freuen uns über die große Bedeutung der in Europa einzigartigen Leuchtreklame für die Firma, die Stadt und den Denkmalschutz.

Am 2. Juli 2024 hat Werner & Mertz-Inhaber Reinhard Schneider den aufwändig restaurierten „Erdal-Frosch“ mit Krönchen in Anwesenheit des rheinland-pfälzischen Innenministers Michael Ebling feierlich enthüllt. Von seinem neuen Standort aus, auf einem Turm mit Glasfassade an der Rheinallee unweit unserer Hauptverwaltung, ist er ab sofort für Einheimische und Gäste schon von Weitem gut sichtbar.

Der rote Frosch – das Firmensignet von Werner & Mertz

Das Mainzer Traditionsunternehmen Werner & Mertz besteht seit mehr als 150 Jahren, der rote Froschkönig ist seit über 100 Jahren das Markenzeichen. Anfangs war er das Logo der Schuhmittelmarke Erdal, seit vielen Jahrzehnten ist er das Firmensignet des gesamten Unternehmens.

Die jahrelange, aufwändige Restaurierung des historischen Froschs sowie die Entscheidung über den neuen Platz in unmittelbarer Nähe zum Hauptsitz unserer Firma sind klare Bekenntnisse zur Standorttreue von Werner & Mertz. Die Botschaft: Wir bleiben Mainz treu und werden auch in Zukunft ein attraktiver Arbeitgeber sein und vor Ort ganzheitlich-nachhaltige Produkte herstellen!

„Es ist für mich nicht nur erfreulich, unser Wahrzeichen in neuem Glanz zu betrachten, sondern auch feststellen zu können, dass unser Traditions-Wappentier mehr denn je für topaktuelle und vor allem zukunftsfähige Werte steht: Qualität, Vertrauenswürdigkeit und nicht zuletzt die vorbildliche Schonung unserer natürlichen Ressourcen durch gelebte Kreislaufwirtschaft!“
sagt Werner & Mertz-Inhaber Reinhard Schneider.

Woher kommt der Froschkönig?

1867 wurde das Unternehmen als Wachswarenfabrik „Gebrüder Werner“ in Mainz am Rhein gegründet. Seit 1903 prangt der Frosch auf der Schuhpflege der Marke Erdal. Zur damaligen Zeit war es üblich, die Wortmarke mit einem auffälligen Bildzeichen zu verbinden. Die Wahl fiel auf die bekannte und populäre Märchenfigur des Froschkönigs. Zunächst war der Froschkönig naturgetreu grün. Das änderte sich jedoch nach einigen Jahren. Während des Ersten Weltkriegs war man gezwungen, mangels geeigneter Rohstoffe, Ersatzware zu liefern. Als nach dem Krieg die Ware wieder in der ursprünglichen Qualität angeboten werden konnte, glaubte man, das Erzeugnis mit dem grünen Frosch sei diskreditiert. Und so färbte man 1918  das Markenzeichen rot ein. Ein voller Erfolg! Und seitdem gehört der Rotfrosch zum Unternehmen  – erst nur als Markenzeichen von Erdal, später dann auch als Firmenlogo von Werner & Mertz.

Die Lichtreklame – ein echtes Mainzer Wahrzeichen

So stand unser Frosch 1960 auf seinem Turm. 2019 war er so verwittert, dass er zur umfangreichen Restaurierung abgebaut wurde.

„Er ist das größte Kunststoff-Lebewesen der Bundesrepublik und wird, bei Nacht von innen beleuchtet, künftig von einem hohen Turm für ein Mainzer Erzeugnis werben.“ – So stand es 1960 in der Mainzer Allgemeinen Zeitung. Die Leuchtreklame ist in Europa einzigartig und wurde schnell zum Mainzer Wahrzeichen. Das Mainzer Traditionsunternehmen Werner & Mertz zählt europaweit über 1.100 Mitarbeiter*innen und beschäftigt alleine in Mainz knapp 800 Personen.

„Der Erdal-Frosch ist nicht nur ein markantes Wahrzeichen, sondern auch ein Symbol für die Innovationskraft und das nachhaltige Engagement von Werner & Mertz. Dieses historische Denkmal steht für über 150 Jahre Unternehmensgeschichte, geprägt von ökologischer Verantwortung und wirtschaftlichem Fortschritt. Es erfüllt mich mit großer Freude, dass wir die Sanierung der Froschfigur mit Mitteln der Landesdenkmalpflege unterstützen konnten. Nun erstrahlt der Frosch in neuem Glanz und bleibt ein stolzer Botschafter für Mainz und Rheinland-Pfalz“
sagt Innenminister Michael Ebling.

  • Erbaut: 1959
  • Größe: 3,80 Meter
  • Gewicht: 8,5 Tonnen (mit Betonsockel)
  • Material: Glasfaser-Polyester
  • Zweck: Leuchtreklame
  • Ursprünglicher Standort: Werksgelände Werner & Mertz (1960-2019) auf einem Froschturm
  • Restaurierung: 2019-2024
  • Fördersumme des Landes Rheinland-Pfalz: 50.000 Euro
  • Finanzierung von Werner & Mertz im Zeitraum der Restaurierung 2019-2024: 500.000 Euro
  • Feierliche Enthüllung des Froschs: 2. Juli 2024
  • Neuer Standort: Auf einem Turm mit Glasfassade an der Rheinallee, unweit des Firmengeländes von Werner & Mertz

Das Restaurierungsvorhaben – einzigartig in Europa

Die Frosch-Lichtreklame ist in Europa einzigartig und stellte deshalb bei der Restaurierung einige Herausforderungen dar. Für eine solche Skulptur lagen in der Denkmalpflege noch keine Erfahrungen vor. Expert*innen entwickelten Methoden, um den Frosch zu reinigen und zu schützen.

Zustand des Froschs vor der Restaurierung:

  • Wanddickenverlust
  • Allgemeine Witterungsschäden
  • Geringe Delaminationen (Schichtentrennung innerhalb einer Wand)
  • rissartige Schäden
  • Teilweise mit Flechten und Moos bewachsene Oberfläche
  • Lacküberzug ist verblasst und blättert stellenweise ab
Optische Prüfung und Durchstrahlung mittels Halogenstrahler

Methoden zur Prüfung der Substanz:

  • Optische Prüfung und Durchstrahlung mittels Halogenstrahler
  • Fehler- und Wanddickenprüfung mittels mobilem Ultraschallwanddickengerät
  • Wanddickenmessung mittels magnetischer Messung
  • Schadens- und Wanddickenprüfung mittels Ultraschall- Phased-Array und TFM
  • Schadensanalyse mittels der aktiven Thermografie
  • Analyse des Lacks mittels Infrarotspektroskopie

Arbeitsschritte zur Restaurierung des Froschs:

  • Reinigung
  • Ausbesserung von Fehlstellen
  • Sanierung des Betonsockels
  • komplexe Installation einer modernen, energieeffizienten Beleuchtung
  • neue Lackierung, bei der aus Denkmalschutzgründen die Farbe auf einer Zwischenschicht angebracht wurde, sodass der verbliebene Originallack erhalten blieb

 „Ich freue mich, dass wir als GDKE Landesdenkmalpflege beratend und finanziell mithelfen konnten, eine ungewöhnliche denkmalgeschützte Lichtreklame, die in Europa zu den ältesten zählt, zu restaurieren und damit Mainz ein Wahrzeichen zurückzugeben.“
sagt Landeskonservator Markus Fritz-von Preuschen

„Die historische Frosch-Leuchtreklame der Mainzer Traditionsfirma Werner & Mertz bereichert die abwechslungsreiche Denkmallandschaft der Landeshauptstadt auf ganz besondere Weise und gehört zu den wenigen, hinterleuchteten Großwerbeskulpturen im Bundesgebiet der Nachkriegszeit, die sich überhaupt noch erhalten haben (z. B. das Dortmunder-Union-U von 1968). Gerade der noch erhaltene Kontext mit dem dazugehörigen Industriebetrieb, die Begeisterung von Firmenleitung und Belegschaft für „ihren“ Frosch, „ihr“ Kulturdenkmal, sind wichtiger Beitrag zum hoffentlich lange währenden Erhalt dieses leuchtenden Werbeträgers“
betont Beigeordnete Marianne Grosse vom Baudezernat Mainz.

„Wir gehen davon aus, dass bei regelmäßiger Wartung der Frosch die nächsten Jahrzehnte weiterhin nicht nur als ein Kulturdenkmal sondern auch als Wahrzeichen der Stadt Mainz erhalten bleibt“
so Prof. Dr. Friederike Waentig.

Die Restaurierungsschritte erklärt von Prof. Dr. Friederike Waentig

Der Frosch wurde am 25.10.1960 auf den ehemaligen Schlauchturm der Werksfeuerwehr gehoben und stand dort bis zum 28.11.2019. Im Laufe der Jahrzehnte führten Umwelteinflüsse zu einer Verschmutzung der Oberfläche und Verblassung der Farbigkeit, so dass 60 Jahre nach der Aufstellung verschiedene Veränderungen vorlagen.

Neben der stark verschmutzten Oberfläche, die teilweise mit Flechten und Moos versehen war, lag der 1984 erneuerte Lacküberzug nur noch partiell als verblasste und abblätternde Schicht auf. Aufgrund der Überarbeitungen und der 60 Jahre andauernden Bewitterung zeigte sich eine ungleichmäßige Schichtstärke. Systematische Wanddickenmessungen, durchgeführt von Prof. Dr. Marc Kreutzbruck vom Institut für Kunststofftechnik der Universität Stuttgart zeigten, dass die ehemalige Wandstärke von 6 mm heute nur leicht, v.a. auf dem Rücken vermindert vorliegt.

Um den Frosch standesgemäß zu erhalten wurde er im ersten Schritt mit einem Vakuum-Waschverfahren von innen und außen gereinigt, wobei keine Zusätze, wie Netz- oder Reinigungsmittel verwendet wurden. Die Abnahme des Lacküberzuges der 1980 er Jahre stellte ein Problem dar, da der Lack, ein Alkydharz und der Frosch, ein ungesättigtes Polyesterharz, die gleichen Löseparameter aufweisen, sodass die Abnahme mit Lösemittel nur bedingt möglich war. Im Zuge der Testreihen hat sich herausgestellt, dass die besten Ergebnisse erzielt werden, indem die oberen Schichten des Lackes aus den 1980ern mittels selbst hergestellter Lösemittelpasten und Kompressen an gequollen und anschließend mechanisch reduziert werden konnte.

Die gereinigte und von Lack reduzierte Oberfläche offenbarte viele große und kleinere Fehlstellen, die geschlossen werden müssen. Darüber hinaus bedarf die über die Jahrzehnte bewitterte Oberfläche und die stellenweise freiliegenden Glasfaser ein Schutzüberzug. Eine Lackierung der gesamten Oberfläche stellt die einzige Möglichkeit zum Erhalt und der künftigen Präsentation des Frosches im Außenbereich dar, wobei der Schutzüberzug und der farbige Lackauftrag den Anforderungen der Denkmalpflege entsprechen und reversibel sein müssen. Kein Lack für den Außenbereich, der gleichzeitig witterungsbeständig ist und den Erhalt vom Frosch gewährleistet, entspricht diesen Anforderungen. Aus diesem Grund wurde ein Lack aus dem Karosseriebereich gewählt und eine Trennschicht zwischen der Originaloberfläche und dem irreversiblem farbigen Lackauftrag bildet eine Opferschicht. Diese Opferschicht wurde aus einem restauratorisch und konservatorisch erprobtem Überzug ausgeführt. Mit diesem Überzug werden die Fehlstellen weitgehend geschlossen und die Substanz gefestigt. Der Überzug wurde in mehreren Schichten aufgetragen, um eine ausreichende Schichtdicke zu erzeugen.

Im Vorfeld der Lackierarbeiten wurde die Verträglichkeit der Opferschicht und des Abschlusslackes getestet, sowie die Alterungsbeständigkeit gegen UV-Strahlung des irreversiblen Lackes überprüft. Die Lackierung wurde von einem spezialisierten Lackierer ausgeführt und wir gehen davon aus, dass bei regelmäßiger Wartung der Frosch die nächsten Jahrzehnte weiterhin nicht nur als ein Kulturdenkmal, sondern auch als Wahrzeichen der Stadt Mainz erhalten bleibt.