28.03.2025 - Mainz - Unternehmensmeldung

Endlich Hochlauf der Kreislaufwirtschaft als Chance nutzen

Werner & Mertz und BDE fordern gemeinsam mehr Durchschlag für nachhaltige Transformation und konkrete Aktivitäten, um die Kreislaufwirtschaft zu stärken

Anlässlich eines Standortbesuchs am Hauptsitz des Unternehmens Werner & Mertz in Mainz haben Anja Siegesmund, die im Juni 2024 gewählte geschäftsführende Präsidentin des BDE Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e. V., und Inhaber Reinhard Schneider konkrete Maßnahmen zum Hochlauf der Kreislaufwirtschaft in Deutschland und Europa gefordert. Dabei stand nicht nur der Ausbau moderner Recyclingtechnologien, sondern auch der Schutz des Binnenmarktes und die Stärkung des Industriestandorts im Mittelpunkt.

Geopolitik und Unabhängigkeit

Angesichts geopolitischer Herausforderungen – etwa durch Entwicklungen in den USA – sieht sich die EU veranlasst, ihren Handlungsspielraum unabhängiger zu gestalten. „Die hochwertige Kreislaufführung von Kunststoffen durch mechanisches Recycling macht die EU weniger abhängig von fossilen Ressourcen und stärkt unsere Resilienz“, betont Schneider. Diese Position unterstreicht auch das Potenzial, in der technologischen Entwicklung weltweit führend zu werden.

„Mit dem konsequenten Hochlauf einer echten Kreislaufwirtschaft schaffen wir nicht nur einen starken Umweltbeitrag, sondern legen den Grundstein für einen innovativen und widerstandsfähigen europäischen Binnenmarkt. Hier gehen Unternehmen wie Werner & Mertz voran und beweisen mit ihren Investitionen unternehmerischen Mut. Klare politische Rahmenbedingungen ermöglichen Investitionssicherheit und gezielte Förderungen und damit die Wettbewerbsfähigkeit unseres Industriestandorts. Dafür ist jetzt die Zeit,“ erklärt Anja Siegesmund parallel zu den in Berlin stattfindenden Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer neuen Bundesregierung.

Reinhard Schneider und Anja Siegesmund diskutierten konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft. Foto: Werner & Mertz/ Fotografin Nadja Kasperek

Fortschrittliche Kreislaufwirtschaft als zentraler Klimaschutz

Werner & Mertz zeigt als Pionier seit vielen Jahren beispielhaft, wie eine erfolgreiche Umsetzung des Kreislaufprinzips gelingt: Der Mittelständler, als Vorreiter in der konsequenten Nutzung von Post-Consumer-Recyclaten, wird im Juni einen neuen Weltrekord aufstellen: Eine Milliarde Flaschen aus 100 Prozent recyceltem Material – größtenteils aus haushaltsnahen Sammlungen – kann das Unternehmen dann im Rahmen seiner Recyclat-Initiative verzeichnen.

Die transparente PET-Flaschenproduktion der Marke Frosch basiert bereits zu 75 Prozent auf Material aus dem Gelben Sack (ergänzt durch 25 Prozent Pfandflaschensammlung), während HDPE-Flaschen (High-Density Polyethylene) komplett recyceltes Material aus der Gelben Tonne/dem Gelben Sack enthalten. Durch diese Kreislaufführung wird Plastik zum wertvollen Rohstoff und leistet einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz, da erhebliche CO₂-Emissionen vermieden werden.

Fakt ist, dass Neuware nach wie vor günstiger ist als hochwertiges Recyclat aus Europa. Hinzu kommt, dass (vermeintliches) Kunststoffrezyklat aus Asien zu Dumpingpreisen importiert wird. BDE und Werner & Mertz fordern gemeinsam ein One-Level-Playing-Field, um einen fairen Wettbewerbsrahmen mit gleichen Voraussetzungen für alle Marktteilnehmer zu schaffen – und so effektiven Klimaschutz leisten zu können.

Erweiterter Maßnahmenkatalog für mehr Kreislaufwirtschaft

Gemeinsam mit bvse und VBS sowie weiteren Akteuren der Kunststoff- und Recyclingindustrie bekennt sich der BDE zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Aufbauend auf den bisherigen Forderungen an die neue Bundesregierung diskutierten Anja Siegesmund und Reinhard Schneider folgende Maßnahmen und ergänzten zusätzliche Impulse:

Kontrolle und Zertifizierung importierter Rezyklate:

Recyclinganlagen in Drittstaaten sollen verpflichtet werden, die Einhaltung europäischer Qualitäts- und Umweltstandards mittels unabhängiger Audits nachzuweisen.
Nur gleichwertige Rezyklate dürfen in den europäischen Binnenmarkt gelangen.

Verursachergesteuerte Plastiksteuer:

Anstatt dass Verbraucher*innen letztlich die Plastiksteuer tragen, sollen künftig die Inverkehrbringer von klimaschädlichem Neuplastik für die Abgabe verantwortlich sein – während Post-Consumer-Rezyklate steuerbefreit bleiben. Diese Maßnahme schafft einen wirtschaftlichen Anreiz zur verstärkten Investition in Recyclingtechnologien.

Abbau von Subventionen für fossile Rohstoffe:

Die gesetzliche Begünstigung von Neuplastik – etwa durch EEG-Umlagenbefreiung – soll beendet werden. Stattdessen müssen Fördermittel umgeleitet werden, um Innovationen im Recyclingsektor zu unterstützen.

Innovationsförderung und Investitionen in Recyclingtechnologien:

Es wird vorgeschlagen, einen Fonds einzurichten, in den alle Unternehmen, die Neuplastik verwenden, einzahlen. Die Mittel sollen gezielt in Forschung, Entwicklung und den Ausbau moderner hochwertiger Recyclingverfahren fließen. Gleichzeitig sollen gesetzliche Mindestquoten für den Einsatz von Rezyklaten eingeführt werden.

Schutz des Binnenmarktes und Stärkung des Industriestandorts:

Unter Bezugnahme auf die jüngst veröffentlichte Fachinformation („KUNSTSTOFFE FÜR KREISLAUFWIRTSCHAFT UND KLIMASCHUTZ“) wird verstärkt der Schutz des europäischen Binnenmarktes thematisiert. Hierzu zählt neben der Sicherung fairer Wettbewerbsbedingungen auch die Förderung regionaler Wertschöpfungsketten und die Verbesserung der Infrastruktur für Abfallmanagement.

Reinhard Schneider führte Anja Siegesmund durchs Werk und zeigte ihr direkt vor Ort die Herstellung und Abfüllung der zu 100 Prozent aus Post-Consumer-Recyclat hergestellten Flaschen. Foto: Werner & Mertz/ Fotografin Nadja Kasperek

Weitere Forderungen an die neue Bundesregierung:

Neben den bereits adressierten Maßnahmen sieht der BDE nach den Gesprächen mit Reinhard Schneider, dass die neue Bundesregierung folgende zusätzliche Schritte unternehmen sollte:

Förderung der Recyclingforschung:

Einrichtung von Förderprogrammen, die gezielt innovative mechanische Recyclingtechnologien und die Umwandlung von Abfällen in hochwertige Produkte unterstützen.

Optimierung der Abfallinfrastruktur:

Investitionen in moderne Sammel- und Sortiersysteme, um die Sammlung von Post-Consumer-Abfällen effizienter zu gestalten.

Schaffung verbindlicher Rechtsrahmen:

Einführung gesetzlicher Mindestquoten für den Anteil an recyceltem Material in Neuware gekoppelt mit Anreizen für deren Übererfüllung bis zu 100 Prozent sowie verbindliche Qualitätsstandards für importierte Rezyklate.

Förderung europäischer Kreislaufsysteme:

Unterstützung europäischer Initiativen zur Schließung der Materialkreisläufe, um Abhängigkeiten von fossilen Rohstoffen und deren Herkunftsländern zu minimieren.

Green Public Procurement als strategischer Hebel:

Förderung der Kreislaufwirtschaft durch die öffentliche Hand, beispielsweise über die Berücksichtigung von Rezyklaten und Recyclingfähigkeit bei Ausschreibungskriterien. Der verstärkte Einsatz von Recyclingrohstoffen im Rahmen von Green Public Procurement trägt zur Rohstoffsouveränität bei, macht den primärrohstoffarmen Produktionsstandort unabhängiger von Importen und stärkt langfristig dessen Resilienz.

Gemeinsamer Dialog und Ausblick

Die präsentierten Maßnahmen sollen als Grundlage für einen intensiven Dialog mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft dienen. Werner & Mertz und der BDE bestärken ihre Absicht, die Umsetzung der gesetzlichen Rahmenbedingungen – wie der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie, der EU-Verpackungsverordnung PPWR, des Clean Industrial Deals und des geplanten Circular Economy Act – aktiv zu begleiten und bei Bedarf Anpassungen zu fordern.