Politik trifft Wirtschaft
Rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder zu Besuch bei Werner & Mertz
Werner & Mertz-Inhaber Reinhard Schneider lässt seinen Worten direkt Taten folgen: Erst vergangene Woche ist er in den neu gegründeten Zukunftsrat für nachhaltige Entwicklung Rheinland-Pfalz berufen worden, wo er zusammen mit 20 weiteren Expert*innen die Landesregierung beraten soll. Nun traf er sich bereits zu einem Arbeitsgespräch mit der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Katrin Eder. Am Montag besuchte sie den Hauptstandort des Reinigungsmittelunternehmens in der Mainzer Rheinallee.
Rundgang durch die größte Recyclat-Flaschen-Fertigung der Welt
Beim Rundgang durch die Produktion informierte sich die Ministerin über die Recyclat-Initiative, die durch Schneider bereits 2012 ins Leben gerufen wurde. Kooperationspartner entlang der Wertschöpfungskette setzen sich im Rahmen dieser Initiative für das hochwertige Recycling von Altplastik aus haushaltsnahen Sammlungen wie dem Gelben Sack ein. Mit Erfolg: Bereits über 580 Millionen Flaschen aus 100 Prozent sogenanntem Post-Consumer-Recyclat sind in Mainz bislang hergestellt und abgefüllt worden. Das 2019 eingeweihte Produktionszentrum am Hauptstandort ist damit die größte Recyclat-Flaschen-Fertigung der Welt.
Beim Bau des Gebäudes wurde sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. So wurde unter anderem die rechtlich größtmögliche Menge an Recycling-Beton eingesetzt und das Dach des Produktionszentrums ist zu zwei Dritteln mit Photovoltaik-Modulen bedeckt, womit beispielsweise die Stromversorgung der Kältemaschinen abgedeckt wird.
Von der Flaschenherstellung des Initiative-Partners ALPLA auf dem Werksgelände bis zur Abfüllung der ökologischen Reinigungsmittel konnte sich Eder ein Bild über die ganzheitlich-nachhaltige Arbeitsweise von Werner & Mertz machen.
Verantwortungsvoller Umgang mit der Ressource Wasser
Auch das betriebseigene Wasserzentrum lernte die Ministerin kennen: Statt wertvollen Trinkwassers verwendet das Unternehmen eigenes Brunnenwasser für seine Produktion und kann dank Umkehrosmose-Anlagen auf chemische Zusätze wie Laugen und Säuren bei der Aufbereitung des Wassers verzichten. Das entsalzte Wasser ist der Rohstoff für Produkte – beispielsweise der Marken Frosch und emsal – und wird auch für die Reinigungs- und Spülvorgänge in der Produktion genutzt.
Auch mit dem Abwasser wird sehr sorgsam umgegangen: Es wird in einer speziellen Anlage aufbereitet, die enthaltenen Mineralien ausgepresst und dieser sogenannte Filterschlamm kann als Zuschlag zu Ziegel-Poroton-Steinen für die Baustoffindustrie weiterverwendet werden. Das vorbehandelte Abwasser wird dann in der städtischen Kläranlage weiter gereinigt und wieder in den Rhein geführt.
Klimaschutz setzt funktionierende Kreislaufwirtschaft voraus
Im Anschluss an den Werksrundgang sprachen Eder und Schneider über Möglichkeiten zur Förderung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft von Kunststoff. Denn das Thema Circular Economy wird im kommenden Jahrzehnt eine, wenn nicht die zentrale Aufgabe in puncto Umweltpolitik sein: Durch die Kreislaufführung wird Plastik zum wertvollen Rohstoff statt zum umweltschädlichen Müll. Und dank hochwertigem Recycling muss Plastik nicht neu hergestellt werden, was den Großteil der verursachten CO2-Emissionen einspart. Damit ist eine funktionierende Kreislaufführung von Plastik aktiver Klimaschutz.
Politische Rahmenbedingungen zur Förderung hochwertigen Recyclings
Doch nach wie vor ist das Mainzer Familienunternehmen eines der wenigen, dass bei seinen Verpackungen auf Recyclat aus haushaltsnahen Sammlungen wie dem Gelben Sack setzt. Das liegt nicht etwa an der technischen Machbarkeit, sondern an den Kosten: neues Plastik ist immer noch wesentlich günstiger als recyceltes. Kaum ein anderes Unternehmen aber ist bereit, die vorübergehenden Mehrkosten zum Wohle der Umwelt zu tragen. Deshalb ist aus Sicht von Schneider die finanzielle Förderung von Verpackungen unumgänglich, die ganz oder teilweise aus Post-Consumer-Recyclat hergestellt werden.
Schneider erläuterte seine Vorschläge für politische Rahmenbedingungen: Die Schaffung eines Fonds, in den alle Inverkehrbringer einzahlen müssen und nur diejenigen, die Post Consumer Recyclat aus Europa einsetzen, erhalten eine Rückzahlung. Ergänzend dazu eine Plastiksteuer für Neuware – so könnte dem Preiskampf Abhilfe geschaffen werden.
„Mehrheitsfähige Kreislaufwirtschaft ist die beste Antwort auf die großen ökologischen und drängenden ressourcenpolitischen Herausforderungen unserer Zeit“, betont Schneider.
„Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft reduziert den Ressourcenverbrauch und dient dem Klimaschutz. Bereits seit zehn Jahren setzt das rheinland-pfälzische Unternehmen Werner & Mertz darauf, aus dem Material alter Verpackungen seiner Produkte wieder neue Verpackungen herzustellen und ist damit Vorbild für die ganze Branche. So muss Kreislaufwirtschaft laufen”, erklärte Klimaschutzministerin Katrin Eder. Die Ministerin weiter: „Deshalb unterstützen wir alle Initiativen von EU und Bundesregierung, Recyclate aus dem Post-Consumer-Bereich wie etwa aus dem Gelben Sack einem echten Recycling zuzuführen und die Verwendung in der Produktion auch finanziell zu honorieren.“